Unendliche Weite, Stille. So weit das Auge reicht. Nur hin und wieder erscheinen 4×4 Jeeps – voller Touristen – am Rande meines Blickfelds. Der kristallweiße Boden ist von einer niedrigen Wasserschicht bedeckt. Kaum mehr als ein paar Zentimeter. Doch dies reicht aus, um die Horizontlinie verschwimmen zu lassen. Himmel und Erde lassen sich kaum voneinander trennen. Wolkenformationen spiegeln sich auf der Wasser- und damit der Erdoberfläche. Das Atmen fällt schwer in knapp 4000m Höhe, im Salar de Tunupa (Salar de Uyuni) – der größten Salzpfanne im bolivianischen Altiplano. Im Laufe des letzten Jahres ist dieser geradezu magische Ort des Öfteren Gegenstand nationaler und internationaler Berichterstattung geworden. Grund sind die unter der Salzkruste liegenden, weltweit größten geschätzten Lithiumreserven. Im Januar 2020 ging ich dorthin, um mit verschiedenen Menschen der Region über die Lithiumgewinnung zu reden. Während meines Aufenthaltes stieß ich auf verschiedene Geschichten. Ein paar wenige möchte ich mit euch teilen:

„Wenn du die Salzwüste nicht kennst, kannst du sie nicht betreten. Denn sie ist wirklich gefährlich.“

Die Salzpfanne ist ein unwegsames Terrain zum Passieren. Deswegen wird der Transport der Salzlake zur Lithiumverarbeitungsanlage größtenteils von der lokalen Bevölkerung organisiert. Im folgenden Video geben lokale Stimmen einen Einblick in verschiedene Herausforderungen des Salzsees:

https://vimeo.com/508843603/fc02a05df1

Milton Lérida, ein Wirtschaftswissenschaftler aus Sejcihua, einem kleinen Dorf am westlichen Ende des Salzpfanne, setzt sich für lokale Beteiligung am staatlichen Lithium-Projekt ein. Als er mich in sein Haus einlud, teilte er nicht nur seine Motivation für den Kampf um lokale Anerkennung, sondern auch ein paar Geschichten seiner Kindheit mit mir. Ich möchte eine Geschichte über eine Mäuseplage teilen, die mich zutiefst berührt hat. Mit dieser Geschichte möchte ich die Frage aufwerfen, ob und wie Geschichtenerzählen gewohnte und etablierte Denkweisen infragestellen kann, um damit hegemoniale Narrative herauszufordern und ontologische Öffnungen zu ermöglichen. Werfe einen Blick in das folgende Video und lasse dich inspirieren:

https://vimeo.com/505779185/ac1fe6f9cf

Einen wichtigen Stellenwert nimmt in meinem Film die Musik ein. Ich möchte sie wie deren Komponist Carlos Gutiérrez als ein dekoloniales Mittel begreifen. Das OEIN La Paz (Orchestra Experimental de instrumentos nativos) verbindet indigene Instrumente mit zeitgenössischer Musik, ohne dabei Hierarchien zu etablieren. Carlos Gutiérrez versteht das Orchester dabei als Widerstandsmittel:

„Ein Raum, so hoffen wir, des Widerstands, angesichts ständiger Auseinandersetzungen gegen diverse Dominierungsformen, nicht wahr? Wie können wir mit diesem doppelten, oft widersprüchlichen Einfluss, dem des Westens und dem der indigenen Welt, leben? Und was ist die Antwort? Es ist eine kreative Antwort.“

Media and cultural studies scholar with a passion for postcolonial theories, situated encounters and narratives. Visualizing different lines of connection with the film project "Lithium Stories".
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Estudios culturales y de los medios de comunicación, apasionada de las teorías poscoloniales, los encuentros y las narrativas situadas. Visualización de diferentes líneas de conexión con el proyecto cinematográfico "Lithium Stories".
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Medien- und Kulturwissenschaftlerin mit einer Leidenschaft für postkoloniale Theorien, verorteten Begegnungen und Erzählungen. Visualisierung verschiedener Verbindungslinien mit dem Filmprojekt „Lithium Stories“.

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